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Wissen Leberkrebs
Leberkrebs entwickelt sich oft still und bleibt lange unbemerkt. Umso wichtiger ist es, die Leber regelmäßig untersuchen zu lassen – denn früh erkannt, bestehen heute sehr gute Behandlungschancen.
Die Leber ist ein wahres Multitalent: Sie entgiftet den Körper, speichert Nährstoffe, produziert lebenswichtige Eiweiße und hält den Stoffwechsel in Balance. Doch wenn sie erkrankt, sendet sie erst spät deutliche Signale. Genau das macht Leberkrebs so gefährlich – er bleibt häufig lange unentdeckt. Dabei kann Früherkennung Leben retten. Leberkrebs gehört weltweit zu den häufigsten Tumorerkrankungen. In Deutschland wird jährlich bei rund 9.800 Menschen ein bösartiger Lebertumor diagnostiziert. Ärzt:innen unterscheiden zwischen dem primären Leberkrebs, der direkt in der Leber entsteht (meist als hepatozelluläres Karzinom) und dem sekundären Leberkrebs, bei dem Tumorzellen anderer Organe – etwa aus Darm oder Lunge – in die Leber streuen.
WIE ENTSTEHT LEBERKREBS?
Die Ursachen sind vielfältig. In rund neun von zehn Fällen entsteht Leberkrebs, wenn die Leber über längere Zeit geschädigt wurde – etwa durch Hepatitis-Virusinfektionen, übermäßigen Alkoholkonsum oder eine Fettlebererkrankung. Bleiben solche Erkrankungen unbehandelt, kann sich eine dauerhafte Entzündung entwickeln, die das Lebergewebe verändert und vernarbt. Diese Vernarbung bezeichnet man als Leberzirrhose. Dabei wird funktionsfähiges Gewebe durch Bindegewebe ersetzt, was die Regeneration der Leber behindert. Eine Leber zirrhose führt zwar nicht zwangsläufig zu Leberkrebs, erhöht das Risiko jedoch deutlich: Etwa ein bis acht von 100 Patient:innen mit Leberzirrhose entwickeln im Laufe ihres Lebens einen bösartigen Tumor. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, idealerweise alle sechs Monate, sind daher entscheidend. Das Tückische: Die Symptome sind unspezifisch. Müdigkeit, Druck im Oberbauch, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust werden selten sofort mit der Leber in Verbindung gebracht. Umso wichtiger ist es, aufmerksam zu sein und Risikofaktoren ernst zu nehmen.
FRÜHERKENNUNG MACHT DEN UNTERSCHIED
Eine Ultraschalluntersuchung und bestimmte Blutwerte – etwa das Alpha-Fetoprotein (AFP) – geben frühzeitig Hinweise auf Veränderungen in der Leber. Wird Leberkrebs rechtzeitig erkannt, bestehen heute sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Operationen, lokale Therapien, Transplantationen oder moderne Medikamente bieten neue Perspektiven und Hoffnung. Neben der medizinischen Behandlung spielt das Bewusstsein eine zentrale Rolle. Die Leber arbeitet still und klagt nicht, bis sie stark geschädigt ist. Genau deshalb braucht sie unsere Aufmerksamkeit. Gesunde Ernährung, maßvoller Alkoholkonsum, Bewegung und der Verzicht auf riskante Selbstmedikation unterstützen die Lebergesundheit – ebenso wie die Impfung gegen Hepatitis B, eine der Hauptursachen von Leberkrebs.
PRÄVENTION BEGINNT IM ALLTAG
Wer auf seine Leber achtet und sich regelmäßig untersuchen lässt, kann viel dazu beitragen, das Risiko zu senken – oder Leberkrebs frühzeitig zu entdecken. Leberkrebs ist eine ernste Diagnose, aber keine hoffnungslose. Hinter jeder erfolgreichen Früherkennung steht ein Mensch, der rechtzeitig den Mut hatte, zum Arzt zu gehen – und eine Medizin, die heute mehr kann als je zuvor.
Sophie Müller
