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Vorsicht Testosteronmangel!

Testosteron zählt zu den wichtigsten männlichen Hormonen. Wenn es fehlt, kann das schwerwiegende Folgen haben. Hinweisen auf einen Mangel sollte Mann deshalb nachgehen.

Thomas Sichler war schon länger nicht mehr mit sich und seiner Figur zufrieden: Um den Bauch herum wurde er seit Monaten immer fülliger, während die Schultern immer schmaler wurden. Doch wunderte er sich nicht über die Veränderungen: Schon seit Jahren hatte der 65-Jährige keinen Sport mehr gemacht – der Job als Bankangestellter ließ ihm einfach keine Zeit und jetzt als Rentner konnte er sich nicht mehr dazu aufraffen. Erst als er feststellte, dass sein Bart weniger dicht aussah, er sich ständig schlapp fühlte und beim Sex mit seiner Frau keine Erektion mehr bekam, machte sich Sichler ernsthaft Sorgen. Trotzdem schob er die Probleme monatelang vor sich her, bis er einen Artikel über Testosteronmangel las und sich darin wiederfand. Er ging zu seinem Hausarzt und tatsächlich bescheinigte der ihm, was Sichler schon vermutet hatte: einen Testosteronmangel.

Jeder fünfte Mann über 60 Jahren ist betroffen

Thomas Sichler ist damit nicht allein: Etwa jeder fünfte Mann über 60 Jahren leidet an Testosteronmangel. Dabei ist es normal, dass der Testosteronspiegel mit dem Alter sinkt. Bei gesunden Männern ist diese Abnahme jedoch so minimal, dass der Testosteronspiegel auch im hohen Alter immer noch im Normbereich liegt. Der Testosteronwert kann bei Männern allerdings auch so stark absinken, dass man von einem Testosteronmangel spricht. Dabei handelt es sich um eine ernstzunehmende Krankheit, die im Alter auch deshalb öfter vorkommt, weil bestimmte Begleiterkrankungen den Mangel begünstigen: So leidet etwa jeder zweite von Diabetes Typ-2 betroffene Mann und die Hälfte von Übergewicht Betroffenen auch an Testosteronmangel. Wer an Bluthochdruck erkrankt ist, leidet zu 40 Prozent auch an Testosteronmangel. Aber auch viel Stress oder eine längerfristige Therapie mit starken Schmerzmitteln (Opioiden) sind Risikofaktoren.

Viele Warnsignale

Wie äußert sich Testosteronmangel? Muskelmasse und Kraft nehmen ab und körperliche Tätigkeiten fallen zunehmend schwer. Viele Betroffene nehmen auch an Gewicht zu. Vor allem am Bauch lagert sich Fett an (Bierbauch). Oft ist auch verminderte Körperbehaarung ein Indiz für Testosteronmangel: Bart-, Achsel- und Schamhaare wachsen weniger. Eines der häufigsten Symptome ist Libidoverlust, sinkt der Wert weiter ab, kommt es zusätzlich zu Erektionsstörungen. Auch Leistungsverlust und Antriebslosigkeit gehen oft mit Testosteronmangel einher. Haben Sie eine oder mehrere dieser Beschwerden bei sich erkannt? Dann gehen Sie zu Ihrem Hausarzt. Grundsätzlich sollte ein Testosteronmangel nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn er kann zu schweren Folgeerkrankungen führen.

Der Arzt oder die Ärztin wird zunächst Fragen zu den Symptomen und dem Lebenswandel stellen. Eine Messung des Testosteronspiegels im Blut gibt danach zweifelsfrei Auskunft, ob ein Mangel vorliegt. Lautet die Antwort ja, gibt es relativ einfach Hilfe. Oft führt schon die Änderung des Lebensstils (z.B. Reduktion des Körpergewichts durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung, weniger Stress) zur Besserung. Viele Betroffene führen ihrem Körper zusätzlich Testosteron in Form von Gelen über die Haut zu oder erhalten intramuskuläre Depotspritzen. Bei den meisten führt diese Therapie schon nach wenigen Wochen zu einer Verbesserung: Die körperliche Leistungsfähigkeit steigt wieder, genauso wie die sexuelle Lust. Die betroffenen Männer fühlen sich wieder wohl in ihrer Haut.

Dr. Julia Egleder

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