Baum im FriedWald

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Letzte Ruhe unter Bäumen

Immer mehr Menschen möchten ihre letzte Ruhe in der Natur finden – fernab von Blumengestecken, Grabpflege und Friedhofsritualen. Warum Waldbestattungen so beliebt sind.

Wenn Peter Heinzl durch den Wald geht, spürt er, wie ruhig es hier ist. Sonnenlicht fällt durch die Blätter, es duftet nach nasser Erde, irgendwo klopft ein Specht. Vielleicht, denkt er, wäre das ein guter Ort für die letzte Ruhe. Ein Ort, an dem man für immer bleiben mag. Wäre dieser Gedanke noch vor fünfzig Jahren unmöglich gewesen, sind Waldbestattungen heute erlaubt – und sie werden seit einigen Jahren immer beliebter. Eine Waldbestattung bedeutet, dass die Asche eines Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne am Fuß eines Baumes beigesetzt wird. Statt Grabstein und Blumenschmuck gibt es auf Wunsch eine kleine Namenstafel. Der Ort bleibt Teil des Waldes, gepflegt von der Natur selbst. In Deutschland sind Waldbestattungen seit Anfang der 2000erJahre erlaubt. Der erste Bestattungswald wurde 2001 im hessischen Reinhardswald eröffnet. Heute gibt es im gesamten Bundesgebiet etwa 400 Bestattungswälder. Und jedes Jahr kommen neue hinzu – ein Zeichen dafür, wie stark der Wunsch nach naturnahen Begräbnisorten wächst. Rund 75 Prozent der Deutschen entscheiden sich mittlerweile für eine Feuerbestattung, ein immer größerer Teil davon für die Urne im Wald.

AUS LIEBE ZUR NATUR

Doch warum ist das so? Zum einen, weil Naturverbundenheit für viele ein Lebensgefühl ist. Weder Zäune noch Steinmauern begrenzen die Ruheplätze. Der Wald bleibt Lebensraum für Pflanzen und Tiere, die Verstobenen werden Teil des natürlichen Kreislaufs. Zum anderen, weil eine Waldbestattung schlicht und pflegefrei ist – es braucht keine Grabpflege, keine Steinmetzarbeiten, keine Blumenkosten. Auch finanziell kann sie günstiger sein als traditionelle Bestattungsformen. Vor allem aber spüren viele in dieser natürlichen Umgebung Trost: Statt zwischen Grabsteinreihen zu trauern, kann man im Wald spazieren gehen, dem Wind lauschen, die Jahreszeiten erleben. Der Tod erscheint weniger endgültig – eher als Teil eines großen Kreislaufs. Wenn Peter Heinzl an der alten Buche steht, weiß er: Hier wäre kein Ort des Schmerzes, sondern einer des Friedens. Ein Ort der Ruhe, zu dem er dazugehören möchte. Für immer.

Dr. Julia Egleder