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Leben mit chronischer Migräne

Haben Sie weniger unbeschwerte, schmerzfreie Tage im Monat als Tage mit Kopfschmerzen? Dann könnte es sich um chronische Migräne handeln. Sie ist weniger bekannt als die klassische Form. Der Leidensdruck ist jedoch hoch.

In Deutschland leiden circa 1,5 Millionen Menschen unter chronischer Migräne. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass es sich bei der chronischen Migräne und der Migräne um jeweils eigenständige Krankheitsbilder handelt. Diese Unwissenheit herrscht sowohl unter zahlreichen Patienten, ist aber auch bei medizinischem Personal keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, auf die Unterschiede aufmerksam zu machen.

Bei der chronischen Migräne lassen sich die Kopfschmerzattacken oft nicht mehr richtig voneinander abgrenzen und können direkt ineinander übergehen. Das ist bei der klassischen Migräne nicht der Fall: Bei ihr gibt es eindeutige, oft längerfristige, schmerzfreie Intervalle zwischen den wiederkehrenden Anfällen. So kommt es vor, dass Patienten/-innen, die an der chronischen Form erkrankt sind, mehr als 15 Tage im Monat unter Kopfschmerzen leiden. Die Auswirkungen auf den Alltag können enorm sein. Die Lebensqualität sinkt.

Belastende Symptome

Abgesehen vom Unterschied in der Häufigkeit und Dauer entsprechen die Symptome der chronischen Migräne denen einer gewöhnlichen Migräne: Neben den starken, oft pulsierenden oder hämmernden und meist einseitigen Kopfschmerzen, die sich bei Bewegung verschlimmern, berichten Patienten/-innen von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Krankheitsgefühl und Rückzugsbedürfnis.

Bei manchen Betroffenen geht der eigentlichen Schmerzattacke eine sogenannte Aura voraus. Sie ist gekennzeichnet von neurologischen Symptomen, wie dem Sehen von Lichtblitzen und anderen Sehstörungen, Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen.

Die Weltgesundheitsorganisation zählt die chronische Form der Migräne zu den Krankheiten mit den höchsten Einschränkungen für die Patienten/-innen. Doch es gibt Hoffnung auf Besserung, denn es stehen heutzutage vielfältige Therapieoptionen zur Verfügung.

Wege zur Schmerzfreiheit

Mit der für die jeweiligen Patienten/-innen individuell abgestimmten Behandlungsmethode lassen sich die Häufigkeit und Intensität der Schmerzattacken meist reduzieren. Dabei kommen nicht nur Medikamente, sondern auch begleitende Maßnahmen zum Einsatz.

Auch dem Vorbeugen der Kopfschmerzen kommt eine essenzielle Rolle zu. Dies ist wichtig, um die Kopfschmerztage und damit gleichzeitig den Schmerzmittelgebrauch im akuten Fall zu reduzieren. Denn Achtung! Die zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln kann wiederum ebenfalls zu Kopfschmerzen führen.

Die medikamentöse Vorbeugung wird vor allem in Fällen angewendet, bei denen starke, häufige und sehr lange Attacken auftreten, Akutmittel nicht mehr hinreichend wirksam sind oder die Patienten/-innen hohe Einbußen in ihrer Lebensqualität erfahren. Für diese Personen stehen mehrere Medikamentengruppen mit unterschiedlichen Wirkansätzen zur Verfügung, die regelmäßig eingenommen werden. Der Facharzt oder die Fachärztin entscheidet, welche Medikation am passendsten für die jeweiligen Betroffenen ist.

Was kann man selbst tun?

Die optimale Therapie stützt sich somit auf mehrere Säulen im Sinne einer Mischung aus Medikamenten und allgemeinen Methoden zur Vorbeugung und Akutmedikation. Aber was können die Betroffenen selbst tun?

Während einer akuten Migräneattacke bringt es oft schon eine Besserung, wenn sich die Betroffenen in einen dunklen, ruhigen Raum zurückziehen und versuchen, sich auszuruhen oder zu schlafen. Kalte Kompressen können die Schmerzen ebenfalls lindern.

Hilfreich ist es ebenfalls, die eigenen Auslöser, sogenannte Trigger, von Attacken zu kennen und zu vermeiden. Diese zeigen sich oft in Stress, Schlafmangel, bestimmten Lebensmitteln und Wetterlagen. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken und Ausdauersport können Anfälle verhindern.

Michaela Theresia Schwarz

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